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Hausarbeiten

Leitfaden für das Erstellen von Hausarbeiten (Auszug aus dem Werkzeugkasten)

Die schriftliche Hausarbeit ist ein Übungsschritt hin zur selbständigen wissenschaftlichen Arbeit an Hand begrenzter Aufgabenstellungen. Auch wenn man am Anfang noch kaum mit arabisch/persisch/türkischen Texten oder Quellen arbeitet, läßt sich doch schon ein hohes Niveau durch differenzierte Fragestellungen, kritischen Umgang mit der Sekundärliteratur und Forschungspositionen sowie nachvollziehbare Argumentationslinien erreichen. Eine Hausarbeit auf Grund der Lektüre von zwei einschlägigen Monographien zu verfassen oder, wie besonders für Anfänger in der Islamwissenschaft gefährlich, auf Grund von Topoi, Hörensagen oder landläufigen Ansichten irgendeiner Allgemeinheit, ist zu wenig.
Aufbau, Gliederung und Form einer Hausarbeit unterliegen gewissen Regeln (vgl. Kap. 2.5.) Der Umfang in Seiten ist meist vom Seminarleiter in etwa vorgegeben und sollte unbedingt eingehalten werden. Es geht nicht um Quantität, sondern um Qualität. Statt den geforderten etwa 20 Seiten 40 abzugeben, heißt in gewisser Weise: "Thema verfehlt".

 

2 . 5 . ANFERTIGUNG EINER SCHRIFTLICHEN HAUSARBEIT

A) Inhaltliche Ausgestaltung

Der Text der Hausarbeit besteht aus folgenden Teilen:


1. Einleitung oder 'Einleitende Bemerkungen'.
2. Hauptteil (mehrere Kapitel mit Unterkapiteln).
3. Schlußbemerkungen oder Fazit.
4. Literaturverzeichnis oder Bibliographie.

 

1. Einleitung

Was muß die Einleitung leisten?


• Entwicklung der Problemstellung sowie Formulierung der Zielsetzung und der Fragestellung.
• Eingrenzung des Themas (zeitlich, räumlich usw.) mit einer Begründung dieser Schwerpunktsetzung.
• Vorstellung der Quellen- und Literaturlage sowie des Forschungsstandes.
• Evtl. Vorstellung der eigenen grundlegenden Thesen.
• Beschreibung der Vorgehensweise (methodische Überlegungen) und des Aufbaus der Arbeit.
• Evtl. Definitionen von Schlüsselbegriffen im Hinblick auf die eigene Verwendung.

Die Einleitung ist der Teil, den ein Leser als erstes liest. Sie soll ihn darüber informieren, was ihn in der Arbeit erwartet. Deshalb empfiehlt es sich, die Einleitung mit den Schlußbemerkungen als letztes zu schreiben. Während der Abfassung des Hauptteils sollte man sich lediglich immer wieder Notizen zu den oben genannten Punkten machen, die endgültige Ausformulierung aber erst am Ende genau überlegen.

2. Hauptteil

Inhalt

• Skizzierung der für die Fragestellung relevanten linguistischen, historischen, theologischen, geographischen, politischen usw. Rahmenbedingungen.
• Kritische Diskussion der Forschungspositionen. Hierbei sind Zitate und Bezugnahmen auf die Literatur durch Fußnoten kenntlich zu machen.
• Vorstellung der eigenen Argumentation und Quelleninterpretation.

Beachte

• Die Argumentation muß für den Außenstehenden nachvollziehbar sein.
• Alle Aussagen müssen für den Leser nachprüfbar sein. (Vgl. Fußnoten)
• Die Argumentation muß stringent sein.

3. Abschließende Bemerkungen

Was muß das Schlußkapitel leisten?

• Zusammenfassung der Ergebnisse.
• Beantwortung der in der Einleitung gestellten Fragen.
• Vergleich mit den bisherigen Forschungsergebnissen.
• Evtl. Einordnung der Ergebnisse in größere Zusammenhänge.
• Evtl. im Sinne eines Ausblicks Hinweise auf noch offene Fragen.

 

B) Anmerkungsapparat/ Fußnoten

1. Inhalt

• Belegstellen für Zitate: Literaturangaben und entsprechende Seitenzahl(en). Zitate (vgl. Kap. 2.5.1., S.22) sind wörtliche Übernahmen aus Quellen und verwendeter Literatur und müssen im Text in Anführungszeichen gesetzt werden. Idealerweise sollte immer nach dem Original zitiert werden. Ist dies nicht möglich, so ist anzugeben, wonach zitiert wurde [zit. nach...]. Im Text des Hauptteils ist es besser, fremdsprachige Zitate in Übersetzung wiederzugeben. Die Fußnote muß dann Angaben zur Übersetzung enthalten, auch wenn der Übersetzer der Verfasser der Hausarbeit ist [Übers. durch den Verf.]. Idealerweise sollten Schlüsselbegriffe des Zitats in der Fußnote in der Fremdsprache angeführt werden. Bei nichtlateinischen Schriften wie der arabischen, persischen und osmanischen, benutzt man dann die übliche lateinische Umschrift (vgl. Kap. 2.5.3., S. 26 f.).
• Verweise auf Quellen und Literatur, die entweder sinngemäß wiedergegeben sind oder auf die Bezug genommen wurde [Literaturangaben und entsprechende Seitenzahl(en)]. Diese Verweise werden mit "vgl." eingeleitet.
• Anmerkungen des Verfassers. Informationen, die nicht unmittelbar zur Argumentationslinie gehören, dem Verfasser aber zum besseren Verständnis sinnvoll erscheinen, gehören in den Fußnotenapparat. Dies können nähere Erläuterungen zu bestimmten Personen, Ereignissen, alternativen Forschungspositionen, verschiedenen Editionen, Übersetzungsfehlern, Abweichungen in der Überlieferung sein.

 

2. Form

• Fußnoten werden durch fortlaufende hochgestellte Ziffern gekennzeichnet. Nach Belieben können sie am Ende der jeweiligen Seite oder am Ende der Arbeit in einem gesonderten Anmerkungsapparat erscheinen.
• Literaturangaben werden in den Anmerkungen eventuell das erste Mal vollständig angegeben (vgl. Kap. 2.5.1., S. 22), bei weiteren Verweisen genügt die Kurzform (Verfasser, Kurztitel, Erscheinungsjahr oder Verfasser, Erscheinungsjahr). Wird nur ein Titel eines Verfassers verwendet, genügt der Verfassemame und das Kürzel 'a.a.O.', d.h. 'am angegebenen Ort'. Die  Seitenangabe und gegebenenfalls die Bandangabe muß aber immer erscheinen!

• Wird dasselbe Werk mehrfach direkt hintereinander angeführt, so verwendet man entweder das Kürzel 'ebd.' (= ebenda) oder 'ibid.' (= ibidem).
• Anmerkungen beginnen wie ein Satz mit Großschreibung und enden mit einem Punkt.
• Zu den Seitenangaben in den Fußnoten gibt es verschiedene Regeln: Erstrecken sich zitierte oder sinngemäß wiedergegebene Passagen über mehrere Seiten, so ist die erste und letzte Seite anzugeben (z.B. S. 51-59). Von einigen Dozenten wird die Angabe f./ff. abgelehnt Als Faustregel gilt jedoch: ein 'F' pro Seite (d.h.: S. 20 f.= S. 20-21; S. 20 ff.= S. 20-22; bei mehr Seiten immer Angabe in Ziffern.)

 

C) Formale Ausgestaltung der Hausarbeit

Die Reinschrift einer Hausarbeit besteht aus folgenden Teilen:


1. Titelblatt: Name der Hochschule, des Seminars, Titel des Seminars, Name des/der Dozent/in, Thema der eigenen Arbeit, Name des Verfassers der Arbeit, Ort und Datum.
2. Inhaltsverzeichnis: Auflistung der Kapiteleinteilung mit Angabe der Seitenzahlen; evtl. ein gesonderter Anmerkungsapparat, Literaturverzeichnis. Selten bei Hausarbeiten, häufiger bei Magisterarbeiten kann evti. ein Glossar, ein Anhang [mit Karten, Tabellen usw.], und/oder ein Abkürzungsverzeichnis [z.B. Organisationen] hinzukommen.
3. Text
4. evtl. Anhang und/oder Glossar
5. evtl. Abkürzungsverzeichnis (aber nur, wenn Abkürzungen zahlreich sind und häufig vorkommen)
6. Literaturverzeichnis oder Bibliographie

 

D) Stil

Wissenschaftliches Arbeiten, der Umgang mit Fachbegriffen, evtl. trockenen Themen, und die Rechtschreibreform sollten uns niemals daran hindern, einen flüssigen, klaren Stil zu schreiben. Auch das Komplizierte läßt sich einfach darstellen. Eine wahllose Verwendung von Fremdwörtern macht Inhalt und Stil nicht besser und keinesfalls wissenschaftlicher! Je nach Thema dürfen auch bildhafte erhellende Adjektive verwendet werden oder humoristische Ansätze spürbar sein. Es empfiehlt sich, nicht jede sprachliche Akrobatik aus der Sekundärliteratur blind zu übernehmen. Anders die Fachbegriffe. Dies trifft für alle Islamwissenschaftler und Orientalisten zu, egal ob sie historisch, philologisch, soziologisch oder politikwissenschaftlich arbeiten. Hier sollte der arabische/persische/türkische Fachbegriff immer verwendet werden, wenn eine

Übersetzung unmöglich ist bzw. letztlich auf eine in die Irre führende Analogiebildung hinausläuft. (z.B. die Umma als 'muslimische Kirche', Kalif als Papst, das Haus der Bektasj als 'Kloster' oder die Übertragung von politischer Terminologie des 20. Jh.s auf frühere Jahrhunderte, wie z.B. Staat, Nation oder Beamter o.a.). Der Fachbegriff wird hier in der üblichen Umschrift verwendet und gegebenenfalls in der Fußnote näher erklärt. Dringend zu empfehlen ist eine ständige Verwendung des DUDEN während der Arbeit. 'Lieber sofort nachschauen' ist die sinnvolle Devise für Orthographie und Interpunktion. Ein weiteres empfehlenswertes Hilfsmittel ist ein Handbuch sinnverwandter Wörter und Ausdrücke (z.B. A.M. Texton Sag es treffender, Hamburg 1968 / rororo TB), oder die Thesaurus-Funktion des Textverarbeitungsprogramms Microsoft Word (vgl. auch Kap.
6.1., S. 83). Unabdingbar ist auch das mehrmalige Durchlesen und Korrigieren der Hausarbeit am ausgedruckten Text. Die technische Hilfestellung des Computers kann zu unvermuteten Absatzdoppelungen, verschrobenen Satzbildungen und sonstigen Überraschungen führen. Generell erkennt man selbst eine langweilige Wortwahl und schlechten Stil, versehentliche Auslassungen, Unverständlichkeit oder gar Fehlschlüsse erst aus der Distanz einer späteren Durchsicht des Geschriebenen. Ist man mit seinem Resultat zufrieden, so empfiehlt sich immer noch die Durchsicht durch Zweitpersonen.

 

E) Allgemeine Hinweise zur äußeren Gestaltung

• verwendet werden Din A 4-Blätter
• Blätter werden einseitig bedruckt
• Üblich ist eine nicht zu kleine Schriftgröße: z.B. empfiehlt sich Times 12, für die eine Transkription für die arabisch/persisch/türkische Umschrift sowohl für Dos/Windows- Systeme als auch für Apple-Macintosh vorliegt. (Vgl. S. 88.)
• Zeilenabstand:
- innerhalb des Textes 1 1/2-zeilig
- bei Fußnoten und längeren Zitaten 1-zeilig
• Korrekturrand (links): 4-5 cm
• fortlaufende Seitenzählung, beginnend mit der 1. Seite nach dem Inhaltsverzeichnis.

2 . 5 . 1 . ZITATION

A. Das Zitat

(Vgl. S. 19 f.) Ein Zitat ist die wortgetreue Wiedergabe eines anderen Textes und muß dementsprechend mit Anführungszeichen kenntlich gemacht werden. Zitate müssen wortgetreu wiedergegeben werden, auch wenn sie fehlerhaft sind. Geringfügige Veränderungen sind möglich, müssen ihrerseits aber deutlich gekennzeichnet werden:
• Auslassungen bei längeren Passagen werden so gekennzeichnet: [...]
• Hinzufügungen (z.B. Pronomen, Auflösung von Abkürzungen) ebenfalls durch eckige Klammern
• Phrasen und einzelne Schlüsselbegriffe müssen nicht rechts und links durch Klammem umrahmt werden. Anführungszeichen genügen.
• Unterstreichungen o.a. sind durch den Zusatz 'Hervorhebung durch den Verfasser' kenntlich zu machen
• Übersetzungen sind durch den Zusatz 'Übersetzung durch den Verfasser' zu kennzeichnen
• Längere Zitate (wenn unbedingt in ganzer Länge notwendig) ab 4-5 Zeilen sollten abgesetzt und eingerückt werden. Hier darf der Zeilenabstand einzeilig sein.

 

B. Literaturangaben

Jede schriftliche Arbeit erfordert Angaben zur Literatur. Hier gibt es zwei unterschiedliche Formen je nach Forderung durch den Seminarleiter.

1. Das Literaturverzeichnis: Es beinhaltet die in der Arbeit tatsächlich verwendete Literatur.

2. Die Bibliographie: Sie beinhaltet über die verwendete Literatur hinaus die gesamte für das Thema relevante Literatur (auch in gängigen Fremdsprachen, die man vielleicht selbst nicht lesen kann). Es empfiehlt sich, auch die Literaturangaben zu gliedern, z.B. nach Quellen und Sekundärliteratur oder in sehr umfangreichen Arbeiten (Magister aufwärts) zusätzlich thematisch.
Es gibt unterschiedliche Arten, Titel zu zitieren. Wichtig ist nur, sich für eine zu entscheiden und sie konsequent bzw. einheitlich innerhalb der Arbeit beizubehalten. Ob man den Vor- oder Nachnamen voranstellt, Doppelpunkte oder Kommas setzt usw. ist
jedem selbst überlassen. Grundsätzlich befolgt man aber die alphabetische Reihenfolge nach Nachnamen oder, wo dies nicht gegeben sein sollte, nach Titeln. Faustregel: So klar und übersichtlich wie möglich.

Beispiele:
1. Selbständige Veröffentlichung:
Grundregel der Abfolge: Verfasser, Titel, evtl. Auflage, Erscheinungsort(e), Erscheinungsjahr.

  • Diem, Werner: Arabische amtliche Briefe des 10. bis 16. Jahrhunderts aus der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien, Textband u. Tafelband, Wiesbaden 1996.

 

  • Nagel, Tilman: Timur der Eroberer und die islamische Welt des späten Mittelalters, München 1993.

 

  • Ders.: Die Festung des Glaubens. Triumph und Scheitern des islamischen Rationalismus im 11. Jahrhundert, München 1988.

2. Selbständige Veröffentlichung im Rahmen einer Reihe:

  • Kemke, H.E.A.: Stiftungen im muslimischen Rechtsleben des neuzeitlichen Ägypten. Die schariatrechtlichen Gutachten von Muhammad cAbduh (st. 1905) zum waqf, Frankfurt/M. 1991. (Heidelberger Orientalische Studien, Bd. 19.)

3. Mehrbändige Veröffentlichungen:

  • Qalqasandi, Abu l-cAbbäs Ahmad al-: Kitäb subh al-acsa fi-sinäcat al-lnsa, 14 Bde., al- Qähira 1331-1340/ 1913-1922.

4. Hochschulschriften und Festschriften

  • Haarmann, Ulrich u. Bachmann, Peter (Hrsg.): Die islamische Welt zwischen Mittelalter und Neuzeit: Festschrift für Hans Robert Roemer zum 65. Geburtstag, Beirut - Wiesbaden 1979 (Beiruter Texte und Studien, Bd. 22).

 

  • Schneider, Irene: Das Bild des Richters in der "Adab al-qädi"-Literatur, Frankfurt/M. u.a. 1990. (Islam und Abendland, Bd.4; zugl.: Tübingen, Univ., Diss., 1989.)

5. Aufsatz in einem Sammelband:

  • Grundregel: Verfasser, Titel, evtl. Untertitel, in: Hrsg., Titel, evtl. Untertitel, evtl. Auflage, Erscheinungsort(e), Erscheinungsjahr, Seitenumfang des Aufsatzes.

 

  • Gronke, Monika: Lebensangst und Wunderglaube. Zur Volksmentalität im Iran der Mongolenzeit, in: Deutscher Orientalistentag vom 26. bis 30. Sept. 1988 in Köln.

 

  • Ausgewählte Vorträge hrsg. von Werner Diem und Abdoldjavad Falaturi, Wiesbaden 1989, S. 391-398.

  • Halm, Heinz: Die Fatimiden, in: Haarmann, Ulrich (Hrsg.): Geschichte der arabischen Welt, München 1987, S. 166-199.

  • Beeston, A.F.L.: Items of Arabic Lexicography, in: Makdisi, George (Ed.): Arabic and Islamic Studies in Honor of Hamilton A.R. Gibb, Leiden 1965, S. 103-107.

6. Aufsatz in einer Zeitschrift:
Grundregel: Verfasser, Titel, evtl. Untertitel, in: Name der Zeitschrift oder Kürzel, Heftnummer, Jahr, Seitenumfang des Aufsatzes.

  • Diem, Werner: Vier arabische Rechtsurkunden aus dem Ägypten des 14. und 15. Jahrhunderts. 1. Mietvertrag für ein Haus in Kairo. 2. Beurkundung einer finanziellen Übereinkunft von Ehepartnern. 3. Protokoll über die Rückzahlung einer Schuld. 4. Schuldanerkenntnis für ein Darlehen, in: Der Islam, 72 (1995), S. 193-257.

  • Gronke, Monika: Vom Stammesleben zur höfischen Kultur. Neue Züge im historischen Türkenbild, in: Saeculum. Jahrbuch für Universalgeschichte, 46,1 (1995), S. 1-16.

7. Weitere Regeln:

  • Bei mehr als drei Verfassern, Herausgebern oder Erscheinungsorten wird nur der erste genannt + 'u.a.' (oder et al.).