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Zum Erdbeben vom 6. Februar 2023

Das ISKIW drückt sein tiefes Mitgefühl für alle vom Erdbeben in der Türkei und Syrien betroffenen Menschen aus. Unser Beileid gilt denen, die liebe Verwandte und Freunde verloren haben, und wir teilen auch den Schmerz derer, die die Orte ihrer Kindheit, ihrer Familie und ihrer Vergangenheit verloren haben. Unser tiefes Mitgefühl gilt ausdrücklich auch den syrischen Geflüchteten in der Türkei, die nun zum wiederholten Mal vor dem Nichts stehen, und den Menschen im Nordwesten Syriens, die keinen Zugang haben zu internationalen Hilfsangeboten.
Als Institut, das einen sehr engen Bezug zur betroffenen Region, ihrer Gesellschaft und Kulturen hat, steht für uns außer Frage, dass die dort verantwortlichen Politiker:innen und ihr „Politikverständnis“ für einen Großteil des menschlichen Leids und materiellen Schadens verantwortlich sind. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass undemokratische Verhältnisse sich nicht „nur“ in der Unterdrückung des freien Denkens äußern, sondern auch in der Missachtung der physischen Sicherheit der Allgemeinheit, so ist dieser hier in Form der eingestürzten Gebäude und der politisch gewollten Einschränkung der Leistung von überlebenswichtiger Hilfe unübersehbar erbracht worden. Rechtlosigkeit und Korruption in der türkischen Bauwirtschaft, die zutiefst schändliche Instrumentalisierung der Katastrophe für die eigenen politischen Interessen durch das Assad-Regime, sowie die menschenverachtende Situation in der syrisch-türkischen Grenzregion einschließlich des politischen Unwillens, Grenzübergänge für humanitäre Zwecke zu öffnen, sind nur besonders prominente Beispiele für innen- und außenpolitisches Versagen der letzten Jahre.
Als eine universitäre Einrichtung, die der Freiheit von Forschung und Lehre verpflichtet ist, betrachten wir es mehr denn je als Aufgabe, in unseren Themenbereichen Wissen zu generieren, zu verbreiten und kritisch zu diskutieren, sowie Fehlentwicklungen zu benennen und zu analysieren.Dies tun wir gemeinsam mit unseren akademischen Kolleg:innen, Kulturschaffenden und gesellschaftlich engagierten Menschen der betreffenden Länder, basierend auf einem auch innerhalb der Region grenzüberschreitenden Ansatz, und mit dem Ziel, einen Beitrag zu leisten zur Gestaltung einer Menschen-gerechten Zukunft.