Kölner Islamwissenschaftliche Beiträge (Abschlussarbeiten)
Band 1: Wörmann, Leon (2021). Kopftuch, Terror, Migration: Eine qualitative Inhaltsanalyse der Darstellung des Islam in deutschen Schulbuechern
Kurzfassung/Abstract
In den vergangenen Jahrzehnten sind zahlreiche Studien zu dem Ergebnis gekommen, dass falsche und auffällig negative Islamdarstellungen in deutschen Schulbüchern vorherrschen. Aus diesem Grunde haben sich seit 2015 deutsche Schulbuchverlage in einer gemeinsam mit der KMK und der Organisation von Menschen mit Migrationshintergrund verfassten Erklä-rung zu einer realitätsgetreuen und vorurteilsfreien Darstellung der lebensweltlichen Diversität von Schülerinnen und Schülern verpflichtet. Die vorliegende Arbeit untersucht die Islamdarstellungen 22 aktuell zugelassener Schulbücher der Fächer Ethik, Evangelische und Katholische Religionslehre, Erdkunde, Geschichte, Sozialkunde/Politik, Wirtschaft, Kunst, Musik, Deutsch und Englisch mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse. Dabei kommt die Forschungsarbeit zu dem Schluss, dass die analysierten Schulbücher den selbstgesetzten Ansprüchen der Verlage nicht gerecht werden. Die vorgefundenen Islamdarstellungen reihen sich vielmehr meist in die von Schulbuchanalysen seit mehr als 30 Jahren kritisierten Schemata ein, weshalb auch die untersuchten Lehrwerke die diskriminierenden und ausgrenzenden Kontinuitäten älterer Schulbücher nicht durchbrechen können. Aufgrund der gesellschaftlichen Wirkung, die Schulbuchinhalte auch über Unterricht und Schule hinaus entfalten, plädiert der Autor daher in Einklang mit der bisherigen Forschung auf dem Gebiet für eine gründliche Neu- und Umgestaltung der Islamdarstellung für alle untersuchten Unterrichtsfächer.
DOWNLOAD
Band 2: Overbeck, Ingrid (2021). Debatten und Agenda-Setzungen deutscher Politik zu Islam und MuslimInnen (2014-2015): Ein vitales Interesse?
Kurzfassung/Abstract
Es ist Aufgabe der politischen Parteien und der Abgeordneten als Repräsentanten dazu beizutragen, dass auf Seiten der Bevölkerung das Verständnis für berechtigte Ansprüche von religiösen wie nichtreligiösen Minderheiten entsteht, aber auch die Fähigkeit wächst, über die Berechtigung solcher Ansprüche informiert zu streiten. Das aber erfordert eine öffentliche Debatte über eine integrierende Religionspolitik. Ingrid Overbeck untersucht in diesem Beitrag folgende These: „Die AkteurInnen deutscher Parteien im Bundestag nehmen in der parlamentarischen Begleitung des Dialogs zwischen Staat und muslimischen Gemeinschaften in den Jahren 2014 und 2015 weitgehend eine Zuschauerrolle ein.“ Thematisch verankert ist der vorliegende Beitrag im Bereich der Religionspolitik, im Besonderen zum parlamentarischen Umgang mit kultureller bzw. religiöser Pluralität. Dabei wird über die Heranziehung des politisch-rechtlichen Umgangs mit (vor allem durch Zuwanderung verursachter) religiöser Pluralisierung in dieser Untersuchung als Fallbeispiel präzisiert. Anhand einer detaillierten Nachzeichnung der Parlamentsdebatten und der Parteienprogramme in den Jahren 2014 und 2015 in diesem Bereich in Deutschland setzt sich dieser Beitrag zum Ziel, in einer auf Deutschland bezogenen Analyse den Umgang politischer Repräsentanten mit religiöser Pluralität zu überprüfen. Aufgezeigt werden die Spannungsfelder in den Debatten über „humanitäre Verpflichtungen und Sicherheitsinteressen“ sowie unter dem Label der Identitätspolitik zu fassende „Auseinandersetzungen um kulturelle Differenzen und nationale Identität“ bis hin zur Frage nach der „Kompatibilität von Ethnizität und Religion der Zuwanderer mit der Aufnahmegesellschaft“. Genau diese soll im Rahmen dieses Beitrages als Analysegegenstand im Zentrum stehen. Konkret ist der vorliegende Beitrag eine empirische Überprüfung. Dabei wird konkret der politische Umgang mit dem Islam als sich vor allem durch Zuwanderung in Deutschland etablierter und sich (gerade im Zusammenhang mit der 2015 stark gestiegenen Zuwanderung von Flüchtlingen) weiterhin etablierender Großreligion im Zentrum stehen. Damit geleistet sein könnte zugleich eine mögliche Vorarbeit für weitergehende vergleichende Forschungen, die sich detailliert und fokussiert auf diesen Bereich der staatlichen Identitätspolitik in international vergleichender Perspektive widmen.
DOWNLOAD
Band 3: Strack, Christina (2021). Aufstieg und Scheitern der intellektuellen Revolution des Iran: Akteur*innen und Ideen der Reformbewegung
Kurzfassung/Abstract
Seit der Islamischen Revolution 1979 setzte das Regime unter dem Revolutionsführer Ayatollah Khomeini seine Herrschaftsauffassung mit Gewalt und gegen großen Widerstand anderer Revolutionär*innen durch. Nach Khomeinis Tod 1989 war es erstmals möglich, den Absolutheitsanspruch der ¬Rechtsgelehrten in Frage zu stellen. Es entstand eine Reformbewegung, die mit dem Wahlsieg Mohammad Khatamis als Präsident im Jahre 1997 ihre größte Chance auf einen Systemwandel hatte. Ihre Anhänger*innen forderten eine zivilgesellschaftliche Wende auf der Basis von Toleranz und Pluralismus, welche sich islamisch begründen ließ oder einem säkularen Staatsverständnis unterlag. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wieso die Reformbewegung unter Präsident Khatami keine Demokratisierung und zivilgesellschaftliche Wende des iranischen Systems herbeiführen konnte und wie der konservative Klerus es vermochte, die Machtzentren weiterhin zu besetzen und zu kontrollieren. Das Scheitern der Reformbewegung wird dabei auf drei Ebenen betrachtet: institutionell, personenbezogen und ideologisch. Zudem wird dieses Scheitern im Spannungsdreieck aus den Widersprüchlichkeiten des politischen Systems, der Ohnmacht der Reformer*innen und dem Aufstieg der Konservativen verortet (vgl. Akbari, 2007, S.1).
DOWNLOAD
Band 4: Maximow, Tanja (2021). Humor als Bewältigungsstrategie: Stand-Up Comedy im Libanon
Kurzfassung/Abstract
Das Ende des 30 Jahre andauernden Bürgerkriegs brachte dem Libanon keinen Frieden. Anstatt die verfeindeten konfessionalistischen Gruppen zu versöhnen, verfolgte die politische Riege eine Strategie der Verdrängung. Die in den 1990er Jahren geborene Nachkriegsgeneration wächst somit in einer Gesellschaft auf, in der das Trauma der Elterngeneration sowie die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen des Krieges überall zu spüren und zu sehen sind. Die junge Generation übernimmt das Trauma der Eltern und erbt die Narrative des Konfessionalismus. Wie jedoch mit kollektivem Leid umgehen? Wie sich der gemeinsamen Geschichte stellen? Und wie den Kreislauf der Weitergabe von transgenerational vererbten Traumata durchbrechen? Im Libanon hat die ständige Ungewissheit des Lebens eine immer düsterere und tabubrechende Stand-Up Comedy hervorgebracht. Die jungen Comedians und Comediennes nutzen ihren Humor, um kontroverse, teilweise der Zensur unterliegende, Themen wie das Sektierertum oder vererbte Traumata anzusprechen oder die Korruption der politischen Elite zu kritisieren. Die Stand-Up Szene in Beirut wird zum sicheren und freien Raum im Libanon, um eigene Wahrheiten auszusprechen. Trauma mit Humor, Leid mit Lachen zu begegnen, erscheint auf den ersten Blick kontraintuitiv. In der Geschichte gibt es dennoch zahlreiche Beispiele wie Menschen, die traumatisierende Sachen erlebt haben, Humor als Bewältigungsmechanismus nutzten. Die Masterarbeit setzt sich mit der Frage auseinander, ob Stand-Up Comedy einen Beitrag zur Aufarbeitung und Bewältigung des historischen und kollektiven Traumas im Libanon leistet, die transgenerational vererbten Folgen und Traumata des Kriegs anspricht und den Kreislauf dieser Weitergabe durch Humor unterbrechen kann. Für die Masterarbeit wurden vier Interviews mit libanesischen Stand-Up Comedians und Comediennes sowie dem Organisator der größten Stand-Up Show im Libanon im Rahmen eines Forschungsaufenthalts in Beirut von September bis Dezember 2019 geführt.
DOWNLOAD
Band 5: Shamdin, Yasmina (2021). (Welt)Kulturerbe im Kontext von Krieg und Vertreibung: Die Bedeutung der Zerstörung von Palmyra für syrische Geflüchtete in Jordanien
Kurzfassung/Abstract
Als vermeintlich wichtigstes syrisches Kulturerbe stand Palmyra im Jahr 2015 im Fokus der Medien, als der sogenannte Islamische Staat (IS) in die Stätte einmarschierte und sie zum großen Teil zerstörte. In dieser Arbeit geht es darum zu analysieren, welche Auswirkungen diese Zerstörung auf Syrer*innen selbst hatte. Der Arbeit liegt eine Feldforschung zu Grunde, in deren Rahmen syrische Geflüchtete u.a. im Zaatari Camp (Jordanien) interviewt wurden. Auch die Erkenntnisse und Positionierungen syrischer Künstler*innen sind in diese Arbeit eingeflossen. Im Laufe der Arbeit werden vergleichbare historische Ereignisse herangezogen, in denen Kulturerbe im Kontext bewaffneter Konflikte gezielt zerstört wurde. Dabei wird die Bedeutung von Erinnerungsorten in solchen Kontexten herausgearbeitet. Darüber hinaus wird dargestellt, welche Mythen Palmyra im kollektiven Gedächtnis der Syrer*innen zugeschrieben werden, inwiefern sich diese von historischen Begebenheiten unterscheiden und worin die Bedeutung dieses Kulturerbes für die Interviewpartner*innen besteht. Neben der Zerstörung Palmyras wird in dieser Arbeit auch ein möglicher Wiederaufbau der Stätte diskutiert.
DOWNLOAD
Band 6: Stosch, Esther (2022). Zwischen Welten: Hybride Figuren und ihre religiösen Überformungen im persischen Schāhnāme und im deutschen Wigalois
Kurzfassung/Abstract
Held:innen begehen Abenteuerwege, überschreiten Grenzen und verbinden Welten. Trotz postmoderner und postkolonialer Theoretisierung und Vereinnahmung von Konzepten rund um Hybridität, Transkulturalität, Rhizomen und Cyborgs, weist auch oder gerade das mittelalterliche Erzählen eine besondere Fülle an liminalen Figurenzeichnungen und räumlichen Inszenierungen des Dazwischen auf. Dass dies noch dazu kulturübergreifend gilt, zeigt die transkulturell-komparatistische Analyse dieser Arbeit, die sich den im persischen und mittelhochdeutschen Raum jeweils prominenten Heldenfiguren Rostam aus dem persischen Schāhnāme Ferdausis und Gwigalois aus dem Artusroman Wigalois Wirnts von Grafenberg widmet. Insbesondere die postkoloniale Theorie Homi Bhabhas eröffnet in diesem Rahmen Möglichkeiten für die Entwicklung und Spezifizierung eines transkulturellen Heldenkonzepts im Zeichnen von Hybridität und Liminalität. Welche Formen der Hybridisierung weisen die Figuren, ihre Wege und Kämpfe auf? Welche narrativen Ebenen sind betroffen und wie gestalten sich konfligierende Verflechtungs- und Überschreibungsprozesse? Inwiefern lassen sich dadurch narrative und diskursive Kontaktzonen volkssprachlichen Erzählens rekonstruieren und welche Rolle spielen transkulturelle Verflechtungen in der vormodernen Erzählkunst? Ziel des Beitrags ist nicht zuletzt eine transhistorische und transkulturelle Öffnung mediävistisch-komparatistischer Literaturwissenschaft ebenso wie postmoderner Theoriebildungen im Sinne vielfältigen durchaus konfliktgeladenen interdisziplinären und gesellschaftlichen Austauschs.
DOWNLOAD
Band 7: Bruhn, Meike (2023). Homosexualität zwischen Nahḍa und Orientalismus
Kurzfassung/Abstract
Männlich-gleichgeschlechtliche Sexualität war jahrhundertelang ein wichtiges Narrativ des Sexualdiskurses der arabischen Liebesdichtung. Im 19. Jahrhundert entstand durch den vermehrten Kontakt zu Europa mit der Nahḍa eine neue literarische Bewegung, durch deren Einfluss männliches gleichgeschlechtliches Begehren jedoch zunehmend aus der Dichtung verschwand. Dem Ambiguitätstoleranzkonzept von Thomas Bauer folgend wird die These aufgestellt, dass sich die ambiguitätstolerante arabische Welt durch westliche Einflüsse zu einer intoleranteren Gesellschaft entwickelt hat. Die vorliegende Arbeit widmet sich der Veränderung des Sexualdiskurses. Dabei stellen sich folgende Fragen: Welches Bild von männlicher gleichgeschlechtlicher Sexualität wurde jeweils von Orientalisten und Nahḍisten gezeichnet? Wie unterscheiden sich die Darstellungen voneinander? Wie haben sich diese Vorstellungen in der arabischen Literatur des 19. Jahrhunderts im Vergleich zur arabischen Vormoderne verändert? Anhand der sozialwissenschaftlichen Diskursanalyse werden für diese Untersuchung ausgewählte Textstellen aus den Hauptwerken von jeweils zwei Vertretern der Nahḍa und des orientalischen Reiseberichts bzw. der Orientalistik analysiert. Es zeigt sich, dass männliches gleichgeschlechtliches Begehren von beiden literarischen Strömungen negativ dargestellt wird. Die Darstellung in der orientalischen Reiseliteratur wird zudem, passend zu Saids Orientalismus-Theorie, ambivalent dargestellt. Die analysierten Autoren scheinen in ihren Werken unterschiedliche Ziele zu verfolgen: entweder, um das Selbst oder den Anderen als positiv oder negativ darzustellen.
DOWNLOAD
Band 8: Zomorodkia, Daria (2023). Die Rolle des Race-Konstrukts im iranisch-nationalen Kontext: Eine Analyse der (Nicht-)Repräsentation des Schwarzseins in Hinblick auf das iranisch-nationale Selbstverständnis
Kurzfassung/Abstract
Schwarzsein sowie anti-Schwarzer Rassismus in Iran werden nicht nur von der iranischen Dominanzgesellschaft unsichtbar gemacht, sondern auch von der Wissenschaft. Deswegen ist es umso wichtiger, sich diesem Thema anzunehmen und zu untersuchen, inwiefern das iranisch-nationale Selbstverständnis der Dominanzgesellschaft mit diesem Rassismus zusammenhängt. Tradierte Ideologien wie der „Arier“-Mythos und das sogenannte „Siyah Bazi“ (z. Dt. „Schwarz Spielen“) geben Aufschluss über eben diese koloniale Kontinuität in der iranischen Dominanzgesellschaft und werden in aktuelle Kontexte, wie zum Beispiel in den der sogenannten „Bandari Music“ gesetzt. Letztendlich soll sich jedoch nicht ausschließlich in einem national isolierten Rahmen mit anti-Schwarzem Rassismus beschäftigt werden. Vielmehr soll ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, wie unterschiedliche Rassismen miteinander zusammenhängen, sich gegenseitig bedingen und aufrechterhalten.
DOWNLOAD
Band 9: Gromek, Michelle Anna (2023). Muhammad Cing Saidullah als Kopist: Ein Beitrag zur Methodik der malaiischen Paläographie.
Kurzfassung/Abstract
Es handelt sich wohl um einen paläographischen Glücksfall, wenn das Datum, der Kopist und der Ort einer Handschrift bekannt sind, da dies nur allzu selten vorkommt. In der malaiischen Paläographie trifft dies auf eine Vielzahl von Handschriften des Algemeene Secretarie zu. In diesem batavischen Skriptorium arbeiteten mehrere Kopisten, die im Auftrag der niederländischen Kolonialregierung Anfang des 19. Jahrhunderts, Handschriften verschiedenster Genres kopierten, die nun in Sammlungen weltweit zu finden sind. Einer dieser professionellen Kopisten war Muhammad Cing Saidullah von dem uns bis heute eine Vielzahl von Handschriften erhalten geblieben sind. Diese Arbeit wird sich in erster Linie mit den Merkmalen seiner Schreibweise auseinandersetzen. Gleichzeitig wird ein Vergleich unternommen mit anderen Handschriften des Algemeene Secretarie, die augenscheinlich eine große Ähnlichkeit zueinander aufweisen, obwohl verschiedene Kopisten am Werk waren. Die Identifizierung kopistenspezifischer Merkmale und der darauffolgende Vergleich werden mithilfe einer neu entwickelten empirischen Methode getätigt. Diese Methode wurde von Roger Tols Arbeit ,,Master scribes: Husin bin Ismail, Abdullah bin Abdulkadir Munsyi, their handwriting and the Hikayat Abdullah“(2001) inspiriert, dessen Ansatz ich in dieser Arbeit erweitert habe. Außerdem kommt auch das von Aussems entwickelte Konzept des scribal fingerprints zur Anwendung.